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Datum:   12.09.2002
Ressort:   Lokales
Autor:   Wiebke Rögener

NACHGEFRAGT

Verwirrt oder hilft das Netz?

Christian Köhler ist Arzt und Projektleiter des EU-Projektes MedCIRCLE der Arbeitsgruppe Cybermedizin & eHealth in der Abteilung für Klinische Sozialmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg. Wir befragten ihn zu seinen Erfahrungen mit dem Internet.

Helfen Qualitätssiegel dem Laien, die wichtigen und richtigen Informationen im Internet zu finden?

Für eine erste Orientierung sind sie sicher hilfreich. Sie sind allerdings noch zu wenig bekannt. Auch halten viele dieser Prädikate nicht, was sie versprechen. So wird beispielsweise bei "Health on the Net" zwar eine Reihe sinnvoller Kriterien aufgestellt, denen eine Seite genügen soll. Es ist aber schwierig zu kontrollieren, ob ein Anbieter, der das Siegel verwendet, diese Kriterien auch wirklich einhält.

Sie arbeiten an einem EU-Projekt mit, das für mehr Transparenz sorgen soll - was haben Sie vor?

Unser Ziel ist, dass jeder Anbieter von Gesundheitsinformationen sich selbst beschreibt und Hintergrundinformationen liefert - etwa darüber, welche Zielgruppe er ansprechen will, ob er etwas verkaufen möchte oder ob es sich um eine Selbsthilfegruppe handelt. Wir haben dafür ein einheitliches Vokabular entwickelt, das von Computern automatisch ausgewertet wird. Ein Nutzer könnte künftig seine Präferenzen in eine Suchmaske eingeben - beispielsweise, dass er vor allem den Erfahrungsaustausch mit anderen Patienten sucht und weniger an Informationen von Pharmaunternehmen interessiert ist. Ihm würden dann die passenden Seiten bevorzugt angezeigt.

Wann wird ein solches System zur Verfügung stehen?

Die technische Umgebung steht eigentlich. Aber bis sich das durchsetzt und ausreichend viele Seiten mit diesem Vokabular beschrieben sind, dauert es noch einige Jahre.

Sie sammeln auch Informationen über Fälle, in denen Patienten durch Fehlinformationen im Internet geschädigt wurden. Wie häufig kommt das vor?

Zum Glück eher selten, wir registrieren zehn bis 15 solcher Fälle im Jahr - etwa wenn eine Behandlung zu spät einsetzt, weil der Patient erst irgendwelche dubiosen Alternativmethoden ausprobiert, die er auf einer unseriösen Webseite entdeckt hat. Insgesamt aber überwiegen die positiven Effekte des Internet: Denn der Patient kann sich damit viel besser informieren - auch dann, wenn er nicht in einer Großstadt wohnt und Zugang zu einer Universitätsbibliothek hat. Der Arzt hat oft zu wenig Zeit, um eine vorgeschlagene Therapie genau zu erklären, der Kranke ist häufig zu nervös oder unsicher, um nachzufragen.

Wie wirkt sich das Wissen aus dem Internet auf die Behandlung aus?

Ein gut informierter Patient fühlt sich weniger ausgeliefert. Er ist stärker an Entscheidungen über eine Therapie beteiligt und wird daher die Behandlung aktiv mittragen, etwa die Medikamente regelmäßig einnehmen. In der Regel können solche Patienten mit ihrer Krankheit besser umgehen. Das Internet unterstützt so die Arzt-Patienten-Beziehung - aber natürlich kann es keinesfalls den Arzt ersetzen.

Die Fragen stellte Wiebke Rögener.

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